Reformen

23. Januar 2021 12:00

Wie­so die Schwei­zer Bau­wirt­schaft den BVG-Re­form­vor­schlag des ASIP un­ter­stützt

Un­ter dem Ti­tel «Ein BVG-Mit­tel­weg, um den Ge­ne­ra­tio­nen­ver­trag zu ret­ten» hat die Schweizer Bauwirtschaft ein Pläoy­er für den BVG-Re­form­vor­schlag des ASIP ver­öf­fent­licht, der in leicht ab­ge­wan­del­ter Form als «Mit­tel­weg» be­kannt wur­de. Der Vor­schlag un­ter­schei­det sich vor al­lem dar­in vom Vor­schlag des Bun­des­rats, dass die Aus­gleichs­mass­nah­men für die Über­gangs­ge­ne­ra­ti­on aus den ex­tra für einen sol­chen Fall ge­bil­de­ten Rück­stel­lun­gen fi­nan­ziert wer­den sol­len. Der Bun­des­rat hin­ge­gen sieht neue Lohn­ab­ga­ben vor, oh­ne mit­zu­tei­len, was dann mit den Rück­stel­lun­gen pas­sie­ren soll. Der Vor­schlag des ASIP wä­re des­halb viel güns­ti­ger und auch fai­rer, weil Ar­beit­ge­ber und -neh­mer nicht ein zwei­tes Mal für die glei­che Sa­che zur Kas­se ge­be­ten wür­den.

Gi­an-Lu­ca Lar­di, Zen­tral­prä­si­dent des SBV, liegt der Ge­ne­ra­tio­nen­ver­trag, auf dem un­se­re be­ruf­li­che Vor­sor­ge fusst, sehr am Her­zen. Um das Gleich­ge­wicht zwi­schen den Ge­ne­ra­tio­nen neu zu jus­tie­ren, schlägt er den BVG-Mit­tel­weg als Lö­sung vor. 

Ob al­te oder jun­ge Ge­ne­ra­ti­on, sie al­le brau­chen ein­an­der. Ge­ra­de wir, die Bau­bran­che, ken­nen uns sehr gut mit ge­ne­ra­tio­nen­über­grei­fen­den Pro­jek­ten aus. Stras­sen, Tun­nels und Brücken wer­den für De­ka­den, wenn nicht Jahr­hun­der­te ge­baut. Es kommt nicht sel­ten vor, dass in dem Haus, in dem die ei­ge­nen El­tern auf­ge­wach­sen sind, auch die ei­ge­nen Kin­der ge­bo­ren wer­den.

Die äl­te­ren Ge­ne­ra­tio­nen ha­ben die Schweiz auf­ge­baut, da­zu ge­hö­ren auch die Wirt­schaft und ihr Vor­sor­ge­sys­tem. Die jün­ge­ren Ge­ne­ra­tio­nen pfle­gen und ent­wi­ckeln die Schweiz wei­ter und er­mög­li­chen da­mit Rent­nern einen wür­di­gen drit­ten Le­bens­ab­schnitt. Die­ses Prin­zip hat in un­se­rem Vor­sor­ge­sys­tem zu ei­nem Ge­ne­ra­tio­nen­ver­trag ge­führt: ein Gleich­ge­wicht, auf­ge­baut auf dem in­ter­ge­ne­ra­tio­nel­len Ver­trau­en.

Die­ses Ver­trau­en ent­steht aber nicht im luft­lee­ren Raum, son­dern muss in Zei­ten von de­mo­gra­phi­schen, wirt­schaft­li­chen und fi­nan­zi­el­len Ver­än­de­run­gen er­neu­ert wer­den. Ver­hält­nis­mäs­sig­keit und Prag­ma­tis­mus, zwei ur­schwei­ze­ri­sche Prin­zi­pi­en, müs­sen wal­ten. Wohn­ge­bäu­de und Wirt­schafts­bau­ten stre­ben nicht in un­end­li­che Hö­hen. Statt­des­sen wer­den sie nur so hoch ge­baut, wie es den Be­dürf­nis­sen der Be­völ­ke­rung und der Wirt­schaft ent­spricht.

Auch die Ren­ten und die zu ih­rer Fi­nan­zie­rung not­wen­di­gen Lohn­ab­ga­ben dür­fen kei­ne him­mel­schrei­en­den Hö­hen er­rei­chen. Die de­mo­gra­phi­sche Ent­wick­lung hat sich über die letz­ten Jahr­zehn­te so ge­än­dert, dass die Ge­ne­ra­tio­nen ein neu­es Gleich­ge­wicht mit­ein­an­der fin­den müs­sen. In der Al­ters­vor­sor­ge sind Ein­nah­men und Aus­ga­ben der­mas­sen aus dem Ru­der ge­lau­fen, dass der Ge­ne­ra­tio­nen­ver­trag ge­fähr­det ist.

In der zwei­ten Säu­le, der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge, kom­men zu vie­le Rent­ner auf zu we­nig Ein­zah­len­de: Um die ge­setz­lich zu­ge­si­cher­ten Ren­ten zu fi­nan­zie­ren, muss be­reits heu­te die Ver­zin­sung des Spar­ka­pi­tals der jun­gen Ge­ne­ra­tio­nen her­hal­ten. Es setzt ei­ne mas­si­ve Um­ver­tei­lung von jung zu alt ein, die in der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge sys­tem­fremd ist. Die Grös­sen­ord­nung: in nur drei Jah­ren könn­te man mit die­sem Ka­pi­tal die ge­sam­ten Kos­ten der bei­den NE­AT-Al­pen­trans­ver­sa­len, un­ser Jahr­hun­dert­pro­jekt, be­zah­len. Die­se Um­ver­tei­lung von Jung zu Alt war nie vor­ge­se­hen; das woll­ten auch die äl­te­ren Ge­ne­ra­tio­nen nicht, als sie die Be­ruf­li­che Vor­sor­ge ins Le­ben rie­fen. Oh­ne Ge­gen­steu­er wird die Be­las­tung für die jün­ge­ren Ge­ne­ra­tio­nen so gross, dass mit­tel­fris­tig die zwei­te Säu­le ein­zu­stür­zen droht.  Der Re­form­vor­schlag des Bun­des­rats un­ter­gräbt den Ge­ne­ra­tio­nen­ver­trag wei­ter, denn er wei­tet die Um­ver­tei­lung dau­er­haft aus.

Als Bau­meis­ter ken­nen wir uns mit dem Auf­bau und dem Ab­riss recht gut aus. Aber auch Sa­nie­rung und Um­bau sind uns nicht fremd. Vor al­lem liegt uns un­se­re Ju­gend am Her­zen. Zu­sam­men mit an­de­ren Ver­bän­den ha­ben wir des­halb einen Mit­tel­weg vor­ge­spurt, einen Re­form­vor­schlag für die Be­ruf­li­che Vor­sor­ge. Die­ser Mit­tel­weg stellt ein neu­es Gleich­ge­wicht zwi­schen den Ge­ne­ra­tio­nen her, weil er u.a. auf einen Ren­ten­aus­bau mit der Giess­kan­ne ver­zich­tet.

Er senkt den Um­wand­lungs­satz von 6.8% auf 6.0%, um die Um­ver­tei­lung von Jung zu Alt zu re­du­zie­ren, oh­ne die Ren­ten zu stark zu sen­ken. Er kom­pen­siert die Über­gangs­ge­ne­ra­ti­on mit den vor­han­de­nen Rück­stel­lun­gen der Pen­si­ons­kas­sen, um die Mehr­be­las­tung für die Jün­ge­ren in Gren­zen zu hal­ten. Er ba­lan­ciert den Spar­pro­zess neu aus: man be­ginnt neu im Al­ter von 20 Jah­ren zu spa­ren. Da­für kön­nen die Sp­ar­bei­trä­ge der äl­te­ren, ar­bei­ten­den Ge­ne­ra­tio­nen re­du­ziert wer­den. Die tie­fe­ren Lohn­ne­ben­kos­ten in die­sem Al­ters­fens­ter be­güns­ti­gen so­mit die Chan­cen auf dem Ar­beits­markt der Über-55-Jäh­ri­gen.

Der Mit­tel­weg ist Sau­er­stoff für die Er­neue­rung des Ge­ne­ra­tio­nen­ver­trags in der zwei­ten Säu­le.

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