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26. Februar 2021 15:20

Völ­lig un­rea­lis­ti­sche Stu­die der Kli­ma-Al­li­anz

Foto von Karsten Würth / Unsplash

Die Kli­ma-Al­li­anz hat ei­ne reis­se­ri­sche so ge­nann­te „Stu­die“ ver­öf­fent­licht, wo­nach „die Ren­ten der Pen­si­ons­kas­sen mit ei­nem ho­hen An­teil an kli­ma­ris­kan­ten Ak­ti­en und Ob­li­ga­tio­nen in­nert 15 Jah­ren bis zu 32% ein­bre­chen könn­ten. Für durch­schnitt­lich an­le­gen­de Pen­si­ons­kas­sen be­trägt der si­mu­lier­te Ren­ten­ver­lust – rein kli­ma­be­dingt – 18%. Un­ter der An­nah­me, dass die lau­fen­den Ren­ten nicht ge­kürzt wer­den, wür­den die heu­te un­ter 50-Jäh­ri­gen bei der Pen­sio­nie­rung (ab dem Jahr 2035) be­trof­fen.“

Was so spek­ta­ku­lär klingt, soll­te im­mer miss­trau­isch ma­chen und hat in der Tat auch ein paar gros­se Ha­ken.

Ei­ne ge­naue Ana­ly­se er­gibt: Die­se Stu­die ist nicht ob­jek­tiv. Sie ist da­durch ge­prägt, dass sie die ge­wünsch­ten Er­geb­nis­se der Au­to­ren (teil­wei­se) durch ei­ne Se­lek­ti­on der Da­ten bzw. Me­tho­dik zu­stan­de kom­men (engl. «sub­ject to da­ta mi­ning»).

Die Durch­füh­rung ei­nes rei­nen «Worst Ca­se» Sze­na­rio ist ir­re­füh­rend und so nicht üb­lich.

Die­ses Vor­ge­hen igno­riert zum Bei­spiel kom­plett die Tat­sa­che, dass die meis­ten Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en im­mer mehr Ge­wicht ge­ben.

In 15 Jah­ren wird die Welt ganz an­ders aus­se­hen; auch die Welt der An­la­ge-Port­fo­li­os von Pen­si­ons­kas­sen. Es gibt kei­nen ver­nünf­ti­gen Grund, an­zu­neh­men, Pen­si­ons­kas­sen sei­en dann nicht in heu­te noch in­no­va­ti­ve Fir­men in­ves­tiert, die nach­hal­ti­ge Lö­sun­gen für den Kli­ma­wan­del ent­wi­ckelt ha­ben.

Auch die heu­te noch fos­si­le Ener­gie­wirt­schaft wird dann nicht mehr zu er­ken­nen sein. Die Erd­öl­in­dus­trie zum Bei­spiel be­fin­det sich in ei­nem enor­men Wan­del. BP hat einen Kurs Rich­tung Kli­ma­neu­tra­li­tät ein­ge­schla­gen. Shell hat heu­te be­kannt ge­ge­ben, in der Raf­fi­ne­rie Rhein­land nach­hal­ti­ge Kraft­stof­fe für die Luft­fahrt­in­dus­trie her­zu­stel­len. Vor zwei Wo­chen lie­fer­te Shell zum ers­ten Mal syn­the­ti­sches Ke­ro­sin für einen nor­ma­len Pas­sa­gier­flug von KLM. Di­ver­se Star­tups ste­hen schon in den Start­lö­chern, um sich ein Stück des Ener­gie-Ku­chens ab­zu­schnei­den. Zahl­rei­che Re­gie­run­gen füh­ren Quo­ten zur Bei­mi­schung er­neu­er­ba­rer Treib­stof­fe ein.

Ob­wohl sich die Welt dras­tisch ver­än­dert, geht man in der Stu­die da­von aus, dass dies kei­ner­lei Aus­wir­kun­gen auf die Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen hat. Dies ist je­doch ab­so­lut un­rea­lis­tisch.

Es han­delt sich bei die­ser so ge­nann­ten Stu­die des­halb um kei­ne sach­li­che Ab­hand­lung, son­dern um ein emo­tio­nal ge­trie­be­nes Pa­pier mit vie­len «Worst Ca­se» An­nah­men. Dies wird durch reis­se­ri­sche Be­grif­fe wie «Ren­ten­kol­laps» un­ter­mau­ert. Der Ti­tel ist ir­re­füh­rend, denn es wird ein un­wahr­schein­li­cher Ex­trem­fall als re­prä­sen­ta­tiv dar­ge­stellt. Die Ak­ti­vi­tä­ten der Pen­si­ons­kas­sen im Hin­blick auf ESG-Anlagekriterien wer­den durch die Stu­die ver­kannt. 

Ei­ne Um­fra­ge des ASIP un­ter sei­nen Mit­glie­dern be­legt dar­über hin­aus deut­lich, dass die Pen­si­ons­kas­sen aus Ei­genini­tia­ti­ve Um­welt-, So­zi­al- und Cor­po­ra­te Go­ver­nance-Aspek­te (ESG-Kri­te­ri­en) be­rück­sich­ti­gen.

Das liegt im lang­fris­ti­gen In­ter­es­se der Ver­si­cher­ten, oh­ne dass da­bei Ren­di­te­ein­bus­sen in Kauf ge­nom­men wer­den müss­ten. Es geht um die lang­fris­ti­ge Wert­hal­tig­keit der An­la­gen.

Wie Pen­si­ons­kas­sen die­sen Ri­si­ken im Rah­men des An­la­ge­pro­zes­ses kon­kret Rech­nung tra­gen, steht aber im­mer in der Ver­ant­wor­tung der obers­ten Füh­rungs­or­ga­ne. Sie tra­gen letzt­lich auch die treu­hän­de­ri­sche Ver­ant­wor­tung für ei­ne nach­hal­ti­ge, zu­kunfts­ori­en­tier­te Be­wirt­schaf­tung der Ver­mö­gen ih­rer Ver­si­cher­ten. Die For­de­run­gen nach wei­te­rer Re­gu­lie­rung sind da­her nicht ziel­füh­rend. Es braucht dies­be­züg­lich kei­ne Re­gu­lie­rung des Ge­setz­ge­bers.

Der Ver­band er­in­nert dar­an, dass mehr Re­gu­lie­rung die Bü­ro­kra­tie ver­stärkt, und da­mit auch die Ver­wal­tungs­kos­ten un­nö­tig auf­bläht, aber zu kei­nem Zu­satz­nut­zen führt.

#ESG #Klimawandel #asip-Stellungnahmen #Klima-Allianz

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