ASIP-Stellungnahmen , Reformen , Umwandlungssatz

25. November 2020 18:14

Bot­schaft zur BVG-Re­form: Bun­des­rat ver­kennt pra­xi­staug­li­che Al­ter­na­ti­ve

Me­di­en­mit­tei­lung des ASIP vom 25. No­vem­ber 2020

Der Bun­des­rat hat heu­te die Bot­schaft zur BVG-Re­form ver­ab­schie­det. Er hält be­dau­er­li­cher­wei­se am „So­zi­al­part­ner­kom­pro­miss“ fest, ob­wohl die­ser in der Ver­nehm­las­sung von den bür­ger­li­chen Par­tei­en, wich­ti­gen Ver­bän­den, so­wie auch von ein­zel­nen Ar­beit­neh­mer- und Ar­beit­ge­ber­or­ga­ni­sa­tio­nen ab­ge­lehnt wur­de. Der Pen­si­ons­kas­sen­ver­band ASIP hat kein Ver­ständ­nis da­für, dass der Bun­des­rat wei­ter­hin am pau­scha­len Ren­ten­zu­schlag fest­hält und da­mit mas­si­ve Mehr­kos­ten in Kauf nimmt. Ei­ne auf dem ASIP-Vorschlag ba­sie­ren­de Al­ter­na­ti­ve fand kein Ge­hör. Die­se ver­bes­sert die Si­tua­ti­on der Ver­si­cher­ten mit tie­fen Löh­nen und der Teil­zeitan­ge­stell­ten und stellt si­cher, dass das Ren­ten­ni­veau trotz Sen­kung des BVG-Min­de­stum­wand­lungs­sat­zes auf 6% er­hal­ten bleibt. Das Par­la­ment soll­te da­her die ein­ge­brach­ten Vor­schlä­ge zur Si­che­rung des Ren­ten­ni­ve­aus für die Über­gangs­ge­ne­ra­ti­on, die kurz vor der Pen­sio­nie­rung steht, ein­ge­hend prü­fen. Vor al­lem for­dert der ASIP, dass die Po­li­tik sich nicht län­ger wei­gert, die bei den Pen­si­ons­kas­sen be­reits vor­han­de­nen und auf­grund recht­li­cher Vor­ga­ben ex­tra für einen sol­chen Fall ge­bil­de­ten Rück­stel­lun­gen für die Kom­pen­sa­ti­on der Über­gangs­ge­ne­ra­ti­on ein­zu­set­zen. „Es macht ein­fach kei­nen Sinn, Lohn­ab­zü­ge ein­zu­for­dern und so­mit die Lohn­kos­ten zu ver­teu­ern, um fi­nan­zi­el­le Mit­tel ein­zu­trei­ben, die schon längst vor­han­den sind. Ver­si­cher­te und Ar­beit­ge­ber wür­den völ­lig un­nö­tig ein zwei­tes Mal zur Kas­se ge­be­ten“, so ASIP-Di­rek­tor Han­spe­ter Kon­rad.

Der Bun­des­rat schlägt in der Bot­schaft den aus Sicht der Prak­ti­ker un­taug­li­chen Kom­pro­miss­vor­schlag von Ar­beit­ge­ber­ver­band, Ge­werk­schafts­bund und Tra­vail.Suis­se zur BVG-Re­form als Lö­sung vor. Lei­der führt die­ser Vor­schlag zu ei­ner neu­en, sys­tem­wid­ri­gen Um­ver­tei­lung. So sieht das Mo­dell zeit­lich un­li­mi­tier­te Mehr­kos­ten von 0.5% auf dem AHV-Lohn für die Über­gangs­mass­nah­men vor. Ge­ra­de im ak­tu­el­len Um­feld sind we­der für Ar­beit­neh­men­de noch für Ar­beit­ge­ber zu­sätz­li­che Lohn­ab­ga­ben für ein neu­es Um­ver­tei­lungs­sys­tem zu­mut­bar.

Da­mit das BVG-Ren­ten­ni­veau bei sin­ken­dem Min­de­stum­wand­lungs­satz ge­hal­ten wer­den kann, muss ein ent­spre­chend hö­he­res Al­ters­gut­ha­ben an­ge­spart wer­den. Ein Weg zu die­sem Ziel ist die Sen­kung des sog. Ko­or­di­na­ti­ons­ab­zugs. Da­durch wird der ver­si­cher­te Lohn an­ge­ho­ben. Im Ver­gleich zum bun­des­rät­li­chen Vor­schlag schlägt der ASIP ei­ne ge­rin­ge­re Sen­kung des Ko­or­di­na­ti­ons­ab­zu­ges vor, und zwar auf 60% des AHV-Loh­nes, ma­xi­mal aber auf CHF 21‘330. Heu­te be­trägt er fix CHF 24‘885. Vor dem Hin­ter­grund des ver­än­der­ten ge­sell­schaft­li­chen Um­fel­des mit Zu­nah­me der Teil­zeit­ar­beit und Per­so­nen mit meh­re­ren Ar­beits­ver­hält­nis­sen ist ei­ne Sen­kung des Ko­or­di­na­ti­ons­ab­zu­ges so­zi­al­po­li­tisch sinn­voll. Un­ser Vor­schlag ver­bes­sert die Vor­sor­ge­si­tua­ti­on von Ver­si­cher­ten mit tie­fe­ren Ein­kom­men deut­lich. Es pro­fi­tie­ren vor al­lem auch Teil­zeit­be­schäf­tig­te – oft han­delt es sich um Frau­en – von die­sem Vor­schlag – und zwar zu tie­fe­ren Kos­ten als bei der bun­des­rät­li­chen Va­ri­an­te.

Für ei­ne Über­gangs­pha­se von zehn Jah­ren ab In­kraft­tre­ten der Vor­la­ge schlägt der Pen­si­ons­kas­sen­ver­band für al­le Neu­pen­sio­nier­ten ei­ne pro­zen­tua­le Er­hö­hung des BVG-Al­ters­gut­ha­bens vor. Die­se Er­hö­hung soll von der ein­zel­nen Pen­si­ons­kas­se fi­nan­ziert wer­den, in­dem die da­für be­reits ge­tä­tig­ten Rück­stel­lun­gen zu­guns­ten der be­trof­fe­nen Ver­si­cher­ten auf­ge­löst wer­den. Mit die­sem Vor­schlag kann die ob­li­ga­to­ri­sche be­ruf­li­che Min­dest-Vor­sor­ge zeit­nah, fair und kos­ten­güns­tig über­ar­bei­tet wer­den, oh­ne dass es zu ei­ner neu­en Um­ver­tei­lung kommt, die zu be­he­ben ja ge­ra­de ein wich­ti­ges Ziel der Re­form dar­stellt. Zur Si­che­rung des Ren­ten­ni­ve­aus müs­sen auch kei­ne SNB-Ge­win­ne oder an­de­re Bun­des­mit­tel ver­wen­det wer­den.

Re­for­men in der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge sind drin­gend not­wen­dig. Ge­mä­ss dem Schwei­ze­ri­schen Pen­si­ons­kas­sen­ver­band ASIP soll aber ei­ne Re­form die lang­fris­ti­ge Si­che­rung der Ren­ten im Ka­pi­tal­de­ckungs­ver­fah­ren ge­währ­leis­ten, bei dem si­cher­ge­stellt wird, dass das Er­spar­te voll­um­fäng­lich beim Ver­si­cher­ten bleibt. Ein Um­la­ge­ver­fah­ren wie bei der AHV, bei dem Geld von bes­ser Ver­die­nen­den zu we­ni­ger gut Ver­die­nen­den um­ge­la­gert wird, wi­der­spricht dem Sinn und Zweck der zwei­ten Säu­le. Da­für wur­de die ers­te Säu­le ge­schaf­fen. Bei der Fi­nan­zie­rung soll auf die Rück­stel­lun­gen zu­rück­ge­grif­fen wer­den, die al­le Pen­si­ons­kas­sen ex­tra für die­sen Zweck bil­den muss­ten. Zu­dem soll die Re­form fi­nan­zi­ell für die Ver­si­cher­ten und Ar­beit­ge­ber trag­bar und durch die Pen­si­ons­kas­sen ope­ra­tiv ein­fach um­setz­bar sein. Der ASIP for­dert vom Par­la­ment ei­ne Ab­kehr vom Vor­schlag des Bun­des­ra­tes und ei­ne Über­ar­bei­tung in Rich­tung der vor­ge­schla­ge­nen pra­xi­staug­li­chen Lö­sung.

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