Mindestzins , Performance , Reformen , Sicherheit

29. September 2022 15:59

Ist die zwei­te Säu­le fit für den Zins­an­stieg?

Oli­vi­er Scail­let, SFI-Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät Genf be­han­delt die­se Fra­ge heu­te in Finanz und Wirtschaft

«Ein Gross­teil der Ren­di­te­ent­wick­lung der ver­gan­ge­nen Jah­re re­sul­tiert aus aus­ser­or­dent­li­chem Ka­pi­tal­er­trag im Rah­men der Tief­zins­po­li­tik und da­mit der Geld­po­li­tik. Stei­gen­de Zin­sen wir­ken sich ne­ga­tiv auf die Ak­ti­en­be­wer­tun­gen aus und schmä­lern künf­ti­ge Ren­di­ten.»

Und, was für Lai­en pa­ra­dox klingt: «Tie­fe Zin­sen, er­höh­te Ren­di­te

Die bis an­hin güns­ti­ge La­ge der Pen­si­ons­kas­sen zeigt sich auch am Um­stand, dass die aus­ge­rich­te­ten fi­nan­zi­el­len Leis­tun­gen seit 1985 im Durch­schnitt im­mer über dem ge­setz­li­chen BVG-Min­dest­zins la­gen. Dar­über hin­aus lag die Ver­zin­sung der Al­ters­gut­ha­ben von 1985 bis 2020 mit durch­schnitt­lich 1,5 Pro­zent­punk­ten deut­lich über der no­mi­na­len Loh­n­ent­wick­lung.

Es wur­den Leis­tun­gen er­mög­licht, die über dem Ni­veau zum Er­halt der Kauf­kraft der Ver­si­cher­ten la­gen. So wur­de das vom Ge­setz­ge­ber vor­ge­se­he­ne Ren­ten­ziel von 34% des ko­or­di­nier­ten Lohns so­gar noch über­trof­fen.»

So­dann geht er auf die Er­geb­nis­se ei­ner Stu­die ein, die vier Sze­na­ri­en ana­ly­sier­te, um die Aus­wir­kun­gen der ge­stie­ge­nen Zin­sen ab­zu­schät­zen. Die gu­te Nach­richt: 

«Al­le Pro­gno­sen zei­gen, dass sich das Ka­pi­tal­de­ckungs­ver­fah­ren der zwei­ten Säu­le be­währt und sich ins­ge­samt als ro­bust er­weist. Das zeigt sich am ge­rin­gen An­teil der Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen, de­ren De­ckungs­grad in der Si­mu­la­ti­on nach zehn Jah­ren un­ter 90% liegt. Es be­steht al­so kein sys­te­ma­ti­sches Aus­fall­ri­si­ko für das Sys­tem der zwei­ten Säu­le.»

Sein Fa­zit: 

«Es gilt die fi­nan­zi­el­le Sta­bi­li­tät der zwei­ten Säu­le struk­tu­rell zu stär­ken. Nach­hal­tig ist dies bes­ser über die Bei­trä­ge als die Hoff­nung auf aus­rei­chen­de Ren­di­ten zu er­rei­chen. Die­se Not­wen­dig­keit wird na­tür­lich von ho­hen BVG-Um­wand­lungs­sät­zen ver­stärkt.»

Oder an­ders for­mu­liert: Auch wenn die zwei­te Säu­le sich wei­ter­hin be­währt, so braucht es doch die BVG-Re­form, um sie zu sta­bi­li­sie­ren und den Druck auf die Säu­le zu re­du­zie­ren. 

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