Reformen , ASIP Faktenchecks

16. August 2023 15:30

Ko­lum­ne mit Feh­ler und Lücken

In ei­ner Ko­lum­ne mit dem Ti­tel «Si­che­rung der Al­ters­vor­sor­ge: Wie soll es mit den Pen­si­ons­kas­sen wei­ter­ge­hen?» be­schreibt Na­tio­nal­rats­kan­di­da­tin Na­di­ne Jür­gen­sen im Ta­ges-An­zei­ger die In­hal­te der Re­form der zwei­ten Säu­le, über die 2024 ab­ge­stimmt wird. Im Gros­sen und Gan­zen fasst ih­re Ko­lum­ne die Re­form recht gut zu­sam­men. Jeodch feh­len sehr wich­ti­ge In­hal­te, oh­ne die ein völ­lig falsches Bild ent­ste­hen kann, wie es seit Mo­na­ten auch von ge­wis­sen po­li­ti­schen Krei­sen ver­brei­tet wird. Kon­kret: 

  • «Die Sen­kung des Um­wand­lungs­sat­zes gilt für al­le…» … die­se Aus­sa­ge ist falsch. Es gibt nicht «den» Um­wand­lungs­satz, denn es ist zu un­ter­schei­den zwi­schen dem BVG-Min­dest-Um­wand­lungs­satz und dem ef­fek­ti­ven Um­wand­lungs­satz der ein­zel­nen Pen­si­ons­kas­sen. Der BVG-Min­dest-Um­wand­lungs­satz gilt ein­zig und al­lein für Ver­si­cher­te, die nur mit dem BVG-Mi­ni­mum ver­si­chert sind. Die 86 Pro­zent der Ver­si­cher­ten, die über­ob­li­ga­to­risch ver­si­chert sind, ha­ben ei­ge­ne Um­wand­lungs­sät­ze, die von den ein­zel­nen Pen­si­ons­kas­sen frei fest­ge­legt wer­den kön­nen, so­lan­ge der ob­li­ga­to­ri­sche Teil einen Um­wand­lungs­satz von 6.8 Pro­zent hat. Ih­re ef­fek­ti­ven Um­wand­lungs­sät­ze (der Durch­schnitt aus den Um­wand­lungs­sät­zen für den ob­li­ga­to­ri­schen und den über­ob­li­ga­to­ri­schen An­teil) kön­nen un­ter 5 Pro­zent lie­gen. Sie sind von der Sen­kung des BVG-Min­dest-Um­wand­lungs­sat­zes des­halb auch nicht be­trof­fen, denn ih­re Pen­si­ons­kas­sen ha­ben de­ren ef­fek­ti­ven Um­wand­lungs­satz be­reits ge­senkt.

    Kor­rekt müss­te die Aus­sa­ge des­halb lau­ten: «Die Sen­kung des Um­wand­lungs­sat­zes gilt für 14 Pro­zent der Ver­si­cher­ten», wenn man schon all­ge­mein vom Um­wand­lungs­satz spricht. Ganz kor­rekt wä­re dann: «Die Sen­kung des BVG-Min­dest-Um­wand­lungs­sat­zes gilt für 14 Pro­zent der Ver­si­cher­ten»
     
  • Die Ko­lum­ne un­ter­schlägt die Aus­gleichs­mass­nah­men, die be­schlos­sen wur­den. Da­mit die Sen­kung des BVG-Min­dest-Um­wand­lungs­sat­zes nicht zu Ren­ten­sen­kun­gen führt, son­dern ge­mä­ss der Ziel­set­zung der Re­form das Ren­ten­ni­veau er­hal­ten bleibt, hat das Par­la­ment di­ver­se Aus­gleichs­mass­nah­men be­schlos­sen. In­dem jähr­lich mehr ge­spart wird und in­dem ein hö­he­rer Lohnan­teil ver­si­chert wird, kön­nen Ver­si­cher­te, die noch län­ger als 15 Jah­re bis zur Ren­te ha­ben, hy­po­the­ti­sche Ren­ten­ver­lus­te aus­glei­chen. Denn 6.8 Pro­zent von 100’000 sind so viel wie 6 Pro­zent von 113’333 – in­dem mehr ge­spart wird, gibt es bei ei­nem nied­ri­ge­ren Um­wand­lungs­satz trotz­dem gleich viel Ren­te.

Im Ori­gi­nal kann die Re­form hier nach­ge­le­sen wer­den: https://www.fedlex.admin.ch/eli/fga/2023/785/de

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