Reformen , Umwandlungssatz , ASIP Faktenchecks

20. Juli 2023 17:01

BVG-Um­wand­lungs­satz muss trotz Zins­wen­de ge­senkt wer­den

In den letz­ten Wo­chen gab es im­mer wie­der mal ir­re­füh­ren­de In­for­ma­tio­nen zur Sen­kung des BVG-Min­dest-Um­wand­lungs­sat­zes. Zum einen be­zeich­ne­ten ge­wis­se Ak­teu­re des­sen Sen­kung im Ti­tel ei­nes Blog­ar­ti­kels wie­der ein­mal falsch als Ren­ten­sen­kung («Die Zins­wen­de muss wei­te­re Ren­ten­sen­kun­gen stop­pen»). Das dies nicht stimmt, ha­ben wir hier im Faktencheck bereits dargelegt

Dar­über­hin­aus stell­ten sie – al­len vor­an der Schwei­ze­ri­sche Ge­werk­schafts­bund SGB – aber auch die stei­le The­se auf, «dass die Ver­si­cher­ten vom Ge­setz nicht ge­nü­gend ge­schützt wer­den. Denn der vom Ge­setz ga­ran­tier­te Min­dest­zins soll­te ei­gent­lich so fest­ge­legt wer­den, dass die An­la­ge­er­trä­ge den Ver­si­cher­ten gut­ge­schrie­ben wer­den müs­sen. Doch der Min­dest­zins hin­kt den tat­säch­lich er­wirt­schaf­te­ten Ren­di­ten seit Jah­ren weit hin­ter­her. Seit rund ei­nem Jahr liegt er so­gar tiefer als der ri­si­ko­lo­se Zins ei­ner 10-jäh­ri­gen Bun­de­sob­li­ga­ti­on. Je­ne, die am stärks­ten von die­ser Sche­re zwi­schen rea­len Ren­di­teer­trä­gen und ei­nem tie­fen Ga­ran­tie­zins pro­fi­tie­ren – die Ver­si­che­rer – wer­den von der Ana­ly­se der Ober­auf­sicht nicht ein­mal ab­ge­deckt. Trotz stei­gen­den Zin­sen ge­ben sie den an­ge­schlos­se­nen Ar­beit­neh­men­den ei­ne skan­da­lös tie­fe Ver­zin­sung wei­ter. ... Die Ver­si­cher­ten ha­ben ge­lit­ten und tun dies wei­ter­hin. Vor die­sem Hin­ter­grund ist das Re­fe­ren­dum ge­gen die vom Par­la­ment ver­ab­schie­de­te Pen­si­ons­kas­sen-Re­form bit­ter nö­tig: ei­ne wei­te­re Ver­schlech­te­rung der Leis­tungs-Ga­ran­ti­en ist in­ak­zep­ta­bel.»

Was der SGB hier ver­schweigt: Die «skan­da­lös tie­fe Ver­zin­sung» ist ei­ne Fol­ge des für die heu­ti­ge Le­bens­er­war­tung zu ho­hen Min­dest-Um­wand­lungs­sat­zes. Weil die­ser hö­he­re Ren­ten ver­spricht, als die Pen­sio­nier­ten auf ih­rem je­wei­li­gen Spar­kon­to bei der Pen­si­ons­kas­se ha­ben, müs­sen ih­re Ren­ten quer­sub­ven­tio­niert wer­den und das tun die Pen­si­ons­kas­sen, in­dem sie einen Teil des Zin­ses neh­men, der ei­gent­lich den Jün­ge­ren ge­hö­ren wür­de. Ei­ne Er­hö­hung des Min­dest­zin­ses, wie von den Ge­werk­schaf­ten ge­for­dert, wür­de es noch schwie­ri­ger ma­chen, die län­ge­re Le­bens­er­war­tung – und da­mit Ren­ten­be­zugs­dau­er – zu fi­nan­zie­ren. 

Die Ge­werk­schaf­ten soll­ten sich ent­schei­den, ob sie lie­ber ei­ne hö­he­re Ver­zin­sung oder einen wei­ter­hin zu ho­hen BVG-Min­dest-Um­wand­lungs­satz ha­ben wol­len. Bei­des zu­sam­men ist für die Ver­si­cher­ten, die nur mit dem BVG-Mi­ni­mum ver­si­chert sind, nicht mög­lich.

Im­mer­hin sind das nur 14 Pro­zent der Ver­si­cher­ten.

Bei den üb­ri­gen 86 Pro­zent ist die Ver­zin­sung gut und in der Re­gel deut­lich über dem Mi­ni­mum. Das ha­ben wir hier im Faktencheck schon frü­her er­klärt. So ge­se­hen ver­wun­dert es auch nicht, dass der Be­richt der Ober­auf­sicht «glas­klar» ver­deut­licht: «den Pen­si­ons­kas­sen geht es gut». Das trifft aber im we­sent­li­chen nur auf die Pen­si­ons­kas­sen der 86 Pro­zent zu, die über dem Mi­ni­mum ver­si­chert sind. Die an­de­ren brau­chen die Re­form #BV­G21 um­so drin­gen­der. Und bei ih­ren Ver­si­cher­ten han­delt es sich aus­ge­rech­net um die Tief­lohn­emp­fän­ger, für die Ge­werk­schaf­ten sich an­geb­lich so lei­den­schaft­lich ein­set­zen. Ein Wi­der­spruch, egal wie man zur vom Par­la­ment be­schlos­se­nen Re­form der zwei­ten Säu­le steht...

#BVG #BVG-Reform #Altersvorsorge #Zweite Säule #Pensionskassen #Rente #berufliche Vorsorge #Umwandlungssatz #BVG21 #Faktencheck

Diesen Eintrag kommentieren

Für statistische Zwecke und um bestmögliche Funktionalität zu bieten, speichert diese Website Cookies auf Ihrem Gerät. Das Speichern von Cookies kann in den Browser-Einstellungen deaktiviert werden. Wenn Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.